Update - Mittwoch, 14.11.2018: Über manche Entscheidungen kann man sich nur wundern. In einer Zeit, in der immer mehr nach direkter Demokratie und Mitbestimmung gerufen wird, entscheidet sich der Gemeinderat für eine Beschneidung seiner eigenen Rechte.
Dazu der Artikel der BNN, Hardt-Teil, vom 14.11.2018 - Autor: Rudolf Gamer
Wettbewerb entscheidet über die Gestaltung
Aus den Teilnehmern für die Entwicklung der „Neuen Mitte“ sollen fünf Teams ausgewählt werden
**Graben-Neudorf.** Die langen Jahre der Überlegungen und Diskussionen zur „Neuen Mitte“ in Graben-Neudorf führen jetzt zu konkreten Umsetzungsschritten. Dafür stellte der Gemeinderat in seiner Sitzung am Montag dieser Woche fast einstimmig (bei einer Enthaltung) die Weichen. Das Konzept, „was“ dort entstehen soll, wurde einvernehmlich und unter Beteiligung der Bürgerschaft entwickelt. Jetzt war über das „Wie“ zu entscheiden. Das sei ein entscheidender Schritt für die Entwicklung, sagte Bürgermeister Christian Eheim.
Qualität solle entscheiden, nicht der Preis bei der Vergabe der Grundstücke und der Beauftragung für die Umsetzung. Für diese sogenannte „Konzeptvergabe“ wird ein Teilnehmerwettbewerb ausgelobt. Teams aus Investoren, Architekten, Stadtplanern und sozialen Trägern können sich gemeinsam bewerben. Basis sind die jetzt in Fachzeitschriften veröffentlichten Auslobungsunterlagen. Aus dem Kreis der Bewerber werden bis Mitte Dezember dann fünf Teams ausgewählt, die ihre Umsetzungsvorschläge der Neuen Mitte als Gemeindezentrum dann entwickeln und der Gemeinde im März des kommenden Jahres präsentieren.
Sowohl für den Auslobungstext wie auch den Zeitplan und die Bewertungsmatrix erhielten die Verwaltung wie auch Philip Schmal als Vertreter des beauftragten Büros Pesch und Partner uneingeschränkte Zustimmung und Lob.
Die Entscheidung allerdings, wer dann aus diesen fünf Entwürfen das beste Konzept auswählen soll, führte zu einer kontroversen Diskussion im Rat. Der Verwaltungsvorschlag sah vor, dass im Auswahlgremium neben Fachleuten aus Planung und Verwaltung insgesamt sechs Gemeinderäte (drei der CDU, zwei der SPD und ein Vertreter der Grünen) mitentscheiden. Die CDU-Fraktion beantragte, dass alle Gemeinderäte mitwirken sollen. Es sei bisher gelungen, in dieser für Graben-Neudorf so wichtigen Entwicklung alle Entscheidungen und Verfahrensschritte einvernehmlich im Rat herbeizuführen, führte Jörg Hartmann (CDU) für die Antragsteller aus. Deshalb sollen auch in die endgültige Entscheidung alle eingebunden sein.
Wolfgang Bauer für die SPD wie auch Armin Gabler für die Grünen waren wie Bürgermeister Christian Eheim der Auffassung, dass das Auswahlgremium und der Zeitaufwand dann zu groß und ineffektiv werde. Der Antrag fand mit acht Ja-Stimmen der CDU-Fraktion und zehn Gegenstimmen des restlichen Gremiums keine Mehrheit. Eheim sicherte zu, dass alle nicht im Auswahlgremium vertretenen Ratsmitglieder als Zuhörer ohne Rede- und Stimmrecht beteiligt werden. Zudem verbleibe die letzte Entscheidung über die Beauftragung des ausgewählten Entwurfs ohnehin dem Gemeinderat. Zur Information der Bürgerschaft, die beispiellos an der Konzeptentwicklung mitgewirkt habe, kündigte Bürgermeister Eheim eine öffentliche Veranstaltung am 5. Dezember an.
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Initialer Post, vom 02.11.2018: Angefangen in 2017 mit den ersten Ideen der VOLKSWOHNUNG GmbH, über die Definition der Eckpunkte für die Neue Mitte im Januar 2018 und die Bürgerbeteiligungen im Frühjahr und Sommer 2018, bis hin zum geplanten Auslobungstext der Konzeptvergabe hat der Gemeinderat das Neue-Mitte-Thema als Gesamtgremium erfolgreich getrieben und zeitnah voran gebracht.
Als Gesamtgemeinderat zu agieren ist auch der richtige Weg, da die Neue Mitte schon seit Jahrzehnten ein sehr bedeutendes Thema für die zukünftige Entwicklung Graben-Neudorfs darstellt. Bei solch wichtigen und zukunftsweisenden Entscheidungen ist die Meinung und das Urteil jedes einzelnen, von den Bürgern gewählten Rates und jeder Rätin gefragt. Mehr noch, genau damit wurden die Gemeinderäte von den Bürgerinnen und Bürgern beauftragt.
Für die CDU Fraktion ist es daher nicht stimmig, dass die bald anstehende Präsentation der letzten fünf Lösungsvorschläge von Architekten/Stadtplaner und Investoren vor einem Auswahlgremium stattfinden soll, das nur ein Drittel der Gemeinderäte (gegliedert nach Fraktionsstärke: 3 x CDU, 2 x SPD, 1 x GRÜNE) repräsentiert.
Wir werden daher in der öffentlichen Gemeinderatsitzung vom 12. November den Änderungsantrag zu TOP2, 2. stellen, dass dem vorgenannten Auswahlgremium, neben dem Bürgermeister, dem Bauamtsleiter und den unabhängigen Fachberatern aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur und Wohnsoziologie, auch alle 18 Gemeinderäte angehören.
Wir denken, dass es nur so zu einer Neuen-Mitte-Entscheidung kommen kann, die dann auch in der Bevölkerung eine breite Zustimmung erfährt.